Sommerzeit ist Urlaubszeit. Urlaubszeit ist Reisezeit. Doch was ist Urlaub? Was bedeutet Reise?

Abflug

 „Der Sommer ist zum Reisen da“, diese Einstellung bringen im jungen Alter 2 Monate Sommerferien (in Österreich) mit sich. Im Angestelltenverhältnis bleibt diese Einstellung jedoch bestehen, die etwas „ruhigere“ Arbeitszeit als Anlass zu nehmen, um zu verreisen. Doch welches Motiv birgt sich dahinter? Meist spricht man von „Urlaub machen“ oder in „Urlaub gehen“. Doch ist Urlaub reisen? Was, wenn wir Urlaub und Reise gegenüber stellen. Wo gibt es Übereinstimmungen, wo Differenzen?

Auf diesem Blog spreche ich immer von Reisen, doch es stimmt – war es von der Begrifflichkeit ein Urlaub, oder war es eine Reise? Oder muss man den „Auslandsaufenthalt“ definieren und kategorisieren? Was verstehe ich selbst darunter? Und..was möchte ich? Diese gedanklichen Anregungen habe ich durch den Artikel „Urlaub oder Reise“ auf dem Blog „My Road“ im Zuge einer Blogparade erhalten, wo Blogger dazu Stellung beziehen.

Zu den Begrifflichkeiten…

Nun – nach Durchforsten von diversen Definitionen wird deutlich, dass hinter der Reise ein Aufenthalt von mehr als 24 Stunden an einem anderen Ort steht, mit dem Ziel der Freizeit oder des Geschäfts, und der Absicht, wieder zu seinem Heimatort zurück zu kehren. (vgl. Ottmar Braun in Heinz Hahn/ Hans-Jürgen Kagelmann (Hg.): Tourismuspsychologie und Tourismussoziologie. Ein Handbuch zur Tourismuswissenschaft, München 1993, S. 199-207)

Beim Urlaub wird von einer Zeit gesprochen, in der man nicht arbeiten muss. Ein Aufenthalt, an einem Ort, der fern von zu Hause ist und an dem man sich von der Arbeit erholt.

Ergänzend zu den Begrifflichkeiten analysiert die DIV0/Hartmann Studie (1961 durchgeführt, 280 Interviews) zusätzlich 4 unterschiedlichen Reise-Motive.

  • Erholungs- und Ruhebedürfnis (Ausruhen, Minderung des Konzentrationsgrades, keine Hast, keine Hetze)
  • Bedürfnis nach Abwechslung und Ausgleich (Tapetenwechsel, neue Anregungen, neue Fähigkeiten entwickeln oder bestehende Fähigkeiten beanspruchen)
  • Befreiung von Bindungen (weg von den alltäglich sozialen Bindungen, Befreiung von Pflichten)
  • Erlebnis- und Interessensfaktoren (Erlebnisdrang, Fernweh, Geltungsstreben)

Wo findest du dich wieder? Wo finde ich mich wieder? In allem…irgendwie…die Suche geht weiter.

Auf eine Life-Style Analyse von Helmut Hirtenlehner und Ingo Mörth gestoßen, werden 3 Motivdimensionen auf Basis der aufgezählten Reise-Motive erörtert. Ich nehme dies als Basis für meine persönliche Meinung, meinem persönlichen Verständnis von Urlaub, und beziehe daher zu jeder dieser Dimensionen Stellung.

  1. Die erste Motivgruppe besitzt den Wunsch nach Strand, Sonne, Erholung, mit dem Anliegen, die Zeit mit Freunden und Bekannten zu verbringen – meist in Form eines Badeurlaubs.Urlaub>>> Das ist für mich ein klassischer „Urlaub“. Um Abstand zum Arbeitsumfeld zu gewinnen, sich zu erholen, begibt sich eine Person meist in ein für Erholungssuchende „konstruiertes“ Umfeld. Konstruiert meine ich eigens angelegte Tourismus-anlagen bzw. erstellte Rahmenbedingungen, die einem das Gefühl von Entspannung geben (sollen). Der Tourist steht im Mittelpunkt – die Umgebung – das Land – passt sich an den Touristen an. Erholung und Unterhaltung hat oberste Priorität, dafür wird ein Umfeld „konstruiert“. Sehr starkes vll. auch etwas überspitztes Beispiel ist für mich „der Ballermann“ auf Mallorca, denn das ist nicht Spanien, das hat kaum etwas mit spanischer Kultur zu tun, ist aber ein konstruiertes Umfeld für Touristen, die diese Art Urlaub bevorzugen.
  2. Die zweite Motivgruppe handelt von organisierten Busreisen, die das Interesse von Bildungs-, Studien- und Kulturreise vereinigt – man spricht von „organisierten Bildungsreisen“.Organisierte BusreisenDas ist Stress ;-). Ich selbst habe eine Gruppenreise „Indien in einer Woche“ mitgemacht, sicher ein guter Einstieg für ein neues, gefühlsmäßig unsicheres Land, doch trotz des meist dichten Zeitplans bleibt einem aufgrund der Menge an unterschiedlichen Eindrücken nur mehr das ZuHause zum verarbeiten.
  3. Die letzte Motivgruppe gruppiert sich um Aussagen wie, dass der Urlaub nicht an einem Ort verbracht, sondern die Gegend bereist werden möchte, mich dem Wunsch die Welt zu sehen. Der Wunsch, fremde Länder kennenzulernen steht an erster Stelle – sowohl organisiert als auch nicht organisiert.

Diese Gruppe handelt von Reisen, vom Erleben, spricht davon, etwas Neues/Unbekanntes kennenlernen. Das kommt meinem Verständnis von „Reisen“ schon näher. Doch über folgendes Wort bin ich explizit gestolpert: BEREISEN.

Laut Definition bedeutet BEREISEN, unterschiedliche Plätze zu sehen und zu erfahren – also als Reisender unterwegs zu sein.

Nun komme ich zu dem Entschluss: Egal ob Urlaub oder Reise – BEREISEN ist DAS Wort, mit dem ich mich identifizieren kann und das mein Verständnis von „Reisen“ verdeutlicht. Die Schreibweise etwas abgewandelt, spreche ich hier von:

BEreisen

BEreisenFolgendes kommt mir nämlich in den Sinn, mit dem ich meine Erfahrungen in Worte fassen kann und 2 Ansätze beinhaltet:

Just BE und Let BE

  • Just BEreisen bedeutet, beim Reisen sich selbst treu zu bleiben, man kann so sein wie man ist. Man trägt sich selbst, seine Identität, seine Hintergründe, seine Kultur in ein anderes/neues Land.
  • Let BEreisen bedeutet, die Kultur des bereisten Landes für sich anzunehmen, kennen zu lernen, auch neben der eigenen Kultur stehen zu lassen. Das „Andere“ zu akzeptieren. Auch wenn es mit der eigenen Kultur und Persönlichkeit nicht übereinstimmen sollte.

Nur diese Ausgeglichenheit macht es mir möglich, ein Land gewinnbringend zu erfahren. Mit dem Bewusstsein, wer man selbst ist, mit einer Neugierde und Offenheit auf andere zuzugehen, und das Gegenüber so sein zu lassen wie es ist. Sei es Person, Land, Kultur oder Einstellung. Es ist dennoch wichtig, zu seinen eigenen Wurzeln zu stehen, sich diese Wurzeln bewusst zu machen. Sich aber in der Haltung nicht über eine andere Kultur, etc. zu stellen. Mit dieser Akzeptanz, mit dieser Demut, mit dieser Einstellung, bleiben bereichernde Erlebnisse nicht aus.

„Also – egal ob Reise oder Urlaub, Just BE und Let BE und BEreise ein Land mit dieser Einstellung. 🙂 “

Was denkt ihr darüber?

6 Kommentare zu “Sommerzeit ist Urlaubszeit. Urlaubszeit ist Reisezeit. Doch was ist Urlaub? Was bedeutet Reise?

  1. Wirklich toller Artikeln und gute Gegenüberstellung. Ich REISE um Land und Leute kennen zu lernen. Bisher hatte ich immer das Motto „Travel like locals“. Für mich hat eine Reise dann einen richtigen Mehrwert wenn ich danach einen Eindruck von Land Leuten und ihrer Einstellung habe. Vorzugsweise mit neuen bekannten/Freunden aus jeweiligen Land. Die Ecken abseits vom Tourismus zu sehen, das ist für mich Reisen.

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    • Hallo liebe Sabrina,
      das Motto „travel like locals“ finde ich auch sehr ansprechend, ist sicher manches Mal in „exotischen“ Ländern auch eine Herausforderung. Ich bin auch deiner Meinung, dass man Land und Leute erst so richtig kennenlernen und neue Dinge entdecken kann, wenn der „geschützte Bereich“ verlassen wird. Da entdeckt man Dinge, die man so nie mitbekommen hätte! Auf unsere zukünftigen Entdeckungsreisen!

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    • Lieber Francis,
      ja – mit ist durch diesen Artikel erst bewusst geworden, wie viel Zeit wir in „konstruierten“ Urlauben verbringen 🙂
      Dann eine gute Zeit noch in Indien – tolles Land, war bei mir damals viel zu kurz 🙂
      LG
      Gerti

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  2. Pingback: Warum es keine Unterscheidungen von Touristen braucht

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